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4. Juni 2012 - Erst die Brücke, dann die Zufahrten

Ausbau der Fetscherstraße startet frühstens 2016

Egal, ob die Waldschlößchenbrücke nun dieses oder erst nächstes Jahr fertig wird: Die dadurch entstehenden neuen Verkehrsströme werden sich auf der Altstädter Seite auf Jahre über marode Straßen ergießen. Denn die Hauptverkehrsader Fetscherstraße, die neben dem Käthe-Kollwitz-Ufer die Hauptlast des Altstädter Verkehrs von der und zur neuen Elbquerung tragen wird, kann frühstens ab 2016 ausgebaut werden – „wenn denn dafür Geld im Haushalt eingestellt wird“, wie es Peter Tatzel vom Stadtplanungsamt formulierte.

Von Heiko Weckbrodt

Rund 15,4 Millionen Euro dürfte die Ertüchtigung der Fetscherstraße zwischen Blasewitzer Straße und Großem Garten samt Zufahrtsknoten kosten. Da sind aber die in Dresden fast schon obligaten Kostenexplosionen größerer Bauprojekte gar nicht eingerechnet.

Und bisher stehen erst die Vorplanungen. Bislang habe man sich im Planungsamt auf Geheiß der Stadtspitze stärker auf andere Vorhaben konzentriert, erklärte Tatzel den etwas verdutzten Blasewitzer Ortsbeiräten. Denn die fragten sich und ihn bei der Projektpräsentation verwundert: Wie kann es sein, dass jahrelang an der und um die Waldschlößchenbrücke gestritten und gebaut wird, die Stauffenbergallee samt Tunnelzufahrten seit Jahren ertüchtigt wird, aber auf der Altstädter Seite gerade mal die Abfahrten bis zur „Blasewitzer“ fertig sein werden, wenn die Brücke im Herbst 2012 oder Frühjahr 2013 freigegeben wird? Planungen zum Beispiel für die Sanierung der Achse Schandauer und Wehlener Straße hätten eben viele Kapazitäten gebunden, antwortete Tatzel.

Ausbau an „Wormser“ abgelehnt

Laut Verkehrsprognosen werden über die neue Brücke bis zu 44 000 Fahrzeuge pro Tag rollen. Einen Teil davon fängt das Käthe-Kollwitz-Ufer ab. Aber immerhin bis zu 20 000 Autos und Laster pro Tag sagt die Prognose südlich der „Blasewitzer“ auf der Fetscherstraße voraus. Noch unwägbar ist, über welche Querstraßen sich dann die Autos – außer auf der Hauptachse Borsberg- und Striesener Straße – ihren Weg durch Striesen und die Johannstadt bahnen. Die Stadtplaner tippen vor allem auf die Wormser Straße, die sie daher von einer Einbahn- in eine Durchfahrtsstraße wandeln und die Kreuzung zur Fetscherstraße ausbauen wollen. Dies lehnte der Ortsbeirat mit großer Mehrheit ab – hier hat aber der Stadtrat das letzte Wort.

Kleiner Park am Comeniusplatz

Ansonsten vermochte das Vorkonzept der Stadtplaner als kleinster gemeinsamer Nenner zu überzeugen. Das sieht vor, die Fetscherstraße im Grundsatz vierspurig zu belassen und nur leicht zu verbreitern, den maroden Straßenbelag aber größtenteils grundhaft zu erneuern. Die beiden Innenspuren sollen sich Straßenbahn und Autos teilen – letztere aber nur zum Überholen und Linksabbiegen. Für die Pedalritter sind separate Radwege vorgesehen – bis hin zu einer eigenen Linienführung zum Großen Garten, in deren Zuge der Comeniusplatz einen eigenen kleinen Park mit Radweg erhalten soll.

189 Parkplätze fallen weg

Um die Baumallee an der Fetscherstraße möglichst zu schonen (derzeit stehen im Vorplan drei größere und ein paar kleinere Bäume auf der Fällliste) – und doch auf die geplanten Fahrbahn-, Gleis- und Radwegbreiten zu kommen, fallen unterm Strich 189 Parkplätze weg – dies wollen die Planer aber durch neue Parkregelungen in den Nebenstraßen nahezu kompensieren.

Fetscherplatz-Tunnel verworfen

Damit angesichts der stärkeren Verkehrsströme der Pkw-Verkehr nicht völlig in die Knie geht, werden die Grün-Vorrangschaltungen für die Straßenbahn etwas reduziert. In diesem Zusammenhang bereits realisiert ist das Linksabbiegeverbot am Fetscherplatz (vom Großen Garten kommend gen Innenstadt). Auch einen Tunnel am Fetscherplatz haben die Stadtplaner zeitweise geprüft – dann aber wegen der hohen Kosten – etwa 26 Millionen Euro – sowie der notwendigen Umbauten des gesamten Straßennetzes ringsum verworfen.

Dresdner Neueste Nachrichten, 1. Juni 2012