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18. Juni 2014 - Traum vom Welterbe vorerst geplatzt

Hellerau kommt nicht auf die deutsche Tentativliste – auf der steht nun Schloss Hartenfels

Groß war die Freude am 26. Juni 2012, als bekannt gegeben wurde, dass die Unesco-Bewerbung der Hellerauer für ganz Sachsen auf einem Spitzenplatz ins Rennen gehen soll. Knapp zwei Jahre später ist der Traum vom Weltkulturerbetitel vorerst geplatzt. Die Kultusministerkonferenz nominierte gestern die Kandidaten für die so genannte Tentativliste. Auf diese entscheidende Vorschlagsliste, die für das Welterbekomitee des Unesco-Ablegers „Icomos“ bindend ist, hat es Hellerau nicht geschafft.

Die offizielle Lesart ist, dass die Bewerbung mit dem Titel „Laboratorium einer neuen Menschheit“ bislang nicht die strengen Unesco-Kriterien erfüllt. Denn nur die besten unter den herausragenden Zeugnissen der Menschheits- und Naturgeschichte dürfen den Welterbetitel tragen. Allerdings hatte sicherlich auch das für Dresden schon einmal aberkannte Unesco-Prädikat Einfluss auf das Hellerauer Bewerbungsverfahren. Sachsens Kunstministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) und Innenminister Markus Ulbig (CDU) bedauerten die gestrige Entscheidung der Kultusministerkonferenz. Das Gremium habe allerdings empfohlen, die Forschungsarbeit weiter zu intensivieren. Statt Hellerau bekommt Schloss Hartenfels in Torgau mit seiner Schlosskapelle einen Platz auf der begehrten Tentativliste. Bis 2017 könnte es ein Teil der „Luthergedenkstätten“ sein, die schon Welterbe sind.

„Die Berichte des Fachbeirates sollen nun ausgewertet und gemeinsam mit den Bewerbern erörtert werden“, erklärt die Sprecherin des Kunstministeriums, Annett Hofmann. „Ziel ist, dass die Bewerber die Chance nutzen und die empfohlenen Forschungen und Nacharbeiten leisten, um dann erfolgreich im nächsten Verfahren zur Fortschreibung der Tentativliste aufgenommen zu werden.“ Mit dieser Fortschreibung will das Ministerium in zwei Jahren beginnen.

Für die Hellerauer ist damit der Traum vom Welterbetitel in weite Ferne gerückt. Die Vertreter der Initiativgruppe waren gestern für keine Stellungnahme erreichbar. Sie sehen in Hellerau ein Symbol für den Aufbruch in die Moderne nach 1900. Christoph Stephan

Dresdner Neueste Nachrichten, 13. Juni 2014