Aktuelle Berichte
12. Oktober 2010 - Stuttgart 21 und Waldschlößchenbrücke

Es mag sich erst einmal absurd anhören, doch Stuttgart 21, die Waldschlößchenbrücke, sowie der Leipziger Citytunnel (Beschreibung), Hochmoselbrücke und andere Prestigeprojekte, haben mehr miteinander gemeinsam als man Anfangs vermutet.

Wer die Geschehnisse der letzten Wochen auch nur teilweise mitverfolgt hat, wird unschwer erkennen, dass sich die Regierung immer dreister über Recht und Demokratie hinwegsetzt und damit letztendlich den mächtigsten Entscheidungsträger, das Volk, ignoriert. Die Befürworter von Stuttgart 21 argumentieren genauso missachtend, wie die Promotoren der Waldschlößchenbrücke. (Spiegel, Was für “Stuttgart 21″ spricht – und was dagegen)
Würde man in der Berichterstattung den Begriff “Stuttgart 21“ durch “Waldschlößchenbrücke” ersetzen, wäre eine verblüffende Ähnlichkeit zu unseren sächsischen Verhältnissen erkennbar. Der gesamte politische Filz finanziert diese Brücke mit Steuergeldern um seine Interessen zu wahren, sich die Taschen zu füllen und ein Welterbe zu zerstören. Der Bürger kommt da sehr ungelegen. Es ist im Westen nicht anders als im Osten: Man glaubt die Menschen, ihre Meinungen und Gefühle ignorieren zu können.
In Stuttgart wie in Dresden werden Millionen für ein Projekt ausgegeben, dessen weitere Auswirkungen auf Natur und Kultur verschwiegen oder heruntergespielt wurden und immer noch werden. Man fragt sich, wer das international propagierte Ziel „Stopp des Artensterbens“ umsetzen soll, wenn der Artenschutz noch nicht einmal im reichen Deutschland ernst genommen wird. (Spiegel: Käfer piesackt Bahn ; Bei Abriss Aufstand: Bahn Missachtet Artenschutz)

In Hinsicht auf die Art und Weise, wie solche Projekte vorangetrieben werden, scheinen die Finanzen unbedeutend zu werden: Bei Stuttgart 21 sollen Milliarden Euro für ein völlig unsinniges Projekt investiert werden und Mehraufwendungen, sowie der garantierte Preisanstieg für Baumaterial, sind noch nicht eingerechnet.
Die Dresdner Waldschlößchenbrücke wurde in den 1990er-Jahren noch mit rund 80 Millionen Euro veranschlagt. Vor April 2004 waren noch 142 Mio. Euro geplant, danach musste der Betrag auf 150-157Mio Euro nach oben korrigiert werden und das Projekt erhielt den Titel „teuerste Stadtbrücke Deutschlands“. Mittlerweile sind die Kosten der WSB nochmal 42 Mio. Euro gestiegen. Und es wird sicher noch viel mehr, auch ohne Baustopp und Klagen! Es gehört zur Taktik bei solchen Vorhaben erst einmal alles niedrig zu berechnen, um den gewünschten Anbieter das billigste Angebot abgeben zu lassen und später „objektive“ Gründe für Mehraufwendungen zu finden.

Das sind aber nicht die einzigen Probleme, denn unter Stuttgart befinden sich Anhydritschichten, welche sobald sie mit Wasser in Berührung kommen, aufquellen und den Boden anheben. Sehr eindrucksvoll ist dies gerade in Staufen zu beobachten:

Zur Waldschlösschenbrücke wurde zwar ein Bürgerentscheid durchgeführt, aber die Fragestellung lautete: „Sind Sie für den Bau der Waldschlößchenbrücke? – einschließlich des Verkehrszuges der abgebildeten Darstellung (Bürgerentscheid Waldschlößchenbrücke 27. Februar 2005).  Den Teilnehmern des Bürgerentscheids 2005 war am Abstimmungstag jedoch noch nicht bekannt:

› dass das Dresdner Elbtal wegen dieser Brücke den Titel „Weltkulturerbe“ verlieren könnte

› dass die zugesagten Fördermittel auch anderen Brückenprojekten zugute kommen könnten und

› dass die Waldschlößchenbrücke auch durch eine erhebliche Erhöhung der „Grundsteuer B“ mitfinanziert werden müsste.

Genau wie hier in Dresden, ist Stuttgart gerade dabei Tatsachen zu schaffen, welche nicht mehr umkehrbar sind und den Widerstand der Bevölkerung brechen soll. In Dresden ist dies größtenteils gelungen. Menschen, die seit Beginn des Brückenstreits demonstrieren waren, sind nun demotiviert und wollen nur noch, dass die Brücke schnell fertig ist, damit die Baustellen endlich verschwinden. Dann muss man sich nur noch mit dem Stau, Autolärm und Abgasen abfinden oder umziehen.
Das ständige “Fakten schaffen” muß ein Ende haben!

Im Rheintal wurde durch Verhandlungen auch ein akzeptabler Kompromiss gefunden. In Dresden haben sich die Regierenden nur durch Beschimpfungen gegen die UNESCO und mangelnder Kompromissbereitschaft hervorgetan.
Desweiteren wurde am 19. November 2007, trotz Bundesweiter Proteste und mehreren Klagen der Umweltverbände, mit den Bauarbeiten zur “Ripke-Brücke” begonnen. Während dessen wurden sogenannte Alternativ-Entwürfe gefertigt, doch wurde es der Stadt von der sächsischen Regierung her untersagt diese bei der UNESCO einzureichen. Der Entwurf zur „Burger-Brücke“ wurde von der UNESCO wegen zu geringen Abweichungen von der „Ripke-Brücke” zurückgewiesen und der Tunnel als die beste Lösung für das Dresdner Elbtal empfohlen.
Im Februar 2008 hätte ein neuer Bürgerentscheid, der die neuen Situationen beinhaltet, durchgeführt werden können. Dazu gaben 50.000 wahlberechtigte Dresdner Ihre Unterschrift. Der Stadtrat hatte diesen neuen Bürgerentscheid für einen Elbtunnel am 30. April 2008 beschlossen. Der Oberbürgermeister Dr. Vogel und das Regierungspräsidium jedoch, haben daraufhin den Bürgerentscheid untersagt!
Die Bauarbeiten wurden unvermindert fortgesetzt und am 25. Juni 2009 handelte die UNESCO und entzog Dresden den erst 5 Jahre zuvor anerkannten Welterbetitel. Beachtlich daran ist, dass die Aussetzung des Planfestellungsverfahrens für die Elbquerung bereits im Jahr 2000 erfolgte. Der Freistaat Sachsen beantragte im Jahr 2003 bei der UNESCO die Aufnahme des Dresdner Elbtals in die Liste der Welterbestätten. In den umfangreichen Antragsunterlagen, die die Stadt Dresden erarbeitet hatte, wurde der beabsichtigte Bau einer weiteren Brücke im Antragsgebiet erwähnt.
Die verkehrliche Notwendigkeit wurde zudem infrage gestellt und 2005 bestätigte ein Gutachten dazu, dass die Entlastungswirkungen, die die Waldschlößchenbrücke erbringen sollte, bereits ohne ihren Bau eingetreten waren, da der Verkehr so stark zurück gegangen war.

In Stuttgart spielt sich gerade dasselbe Theater ab, nur in sehr viel größerem Ausmaß! Der wirtschaftliche- und der Verkehrsnutzen wird nicht nur hinterfragt – es ist abzusehen, dass dieses Projekt ein Fass ohne Boden ist, ein Vorhaben an dem sich einige wenige bereichern können, während der Rest des Volkes und der Infrastruktur „vor die Hunde geht“. All das sind Bauwerke ohne Verbindung zur Natur und vor allem ohne Verbindung zur Natur der Menschen, die dieses Schandwerk aushalten und mit ihren Steuergeldern tragen müssen. Kurz gesagt: Waldschlößchenbrücken – Monster und S21 sind aus den Köpfen der CDU- und FDP-Politiker entsprungen, die dafür von der Bau-und Bahnlobby reichlich bezahlt wurden – da kann man keine Demokratie mehr finden, sondern nur Diktatur und Eigennutz.

Auch sind beides Projekte, die keineswegs neu waren – im Gegenteil. Das Projekt 21 wurde auch in anderen Deutschen Großstädten vorgeschlagen, beispielsweise in München (vor 15 Jahren!). Nur die Münchner Stadtregierung war von vornherein skeptisch (oder weniger korrupt) gegenüber solch einem überdimensionalen Vorhaben.

Und auch die Waldschlößchenbrücke war in der Dresdner Geschichte immer wieder im Gespräch, wurde aber jedes mal wieder verworfen. Die Elbwiesen wurden 1908 von der Stadt aufgekauft, um sie so vor der Bebauung zu schützen!

Die Regierung hat den Verlust eines Weltkulturerbes der Menschheit und die tiefe Spaltung einer Stadt zu verantworten und sie zeigt immer noch kein Einsehen ihrer peinlichen und folgenschweren Verfehlung. Dass die Kosten für den Bau vor allem durch Nachforderungen der Baufirmen, gestiegene Rohstoffpreise und Planungsfehlern der Stadt steigen, wird heruntergespielt und wie eine belanglose Sache behandelt. Für einen Großteil der Baustopps ist die Stadt selbst verantwortlich. Sie hätte von vorn herein offenlegen müssen, wie viele Flächen für das Bauvorhaben benötigt werden und sie hätte diese Flächen beantragen müssen, dann wäre es wahrscheinlich auch zu keinem Baustopp gekommen. Hinzu kommt, dass immer noch die gerichtlichen Verfahren der Vergangenheit laufen und die Stadt somit auf “Risiko” baut.

Mit der Klage und Baustopp will die Grüne Liga aufzeigen, dass diese Brücke an hausgemachten und vorallem vermeidbaren Planungsfehlern scheitern würde und nicht an den „verrückten Umweltschützern“. Die Planer dieses Brücken-Projektes haben, genau wie in Stuttgart, über viele Jahre die ihnen aufgezeigten Alternativen wie einen Elbtunnel oder ein Mehrbrückenprojekt an anderer Stelle, die mit den Interessen einer lebenswerten Umwelt verträglich wären, ignoriert. Über Jahre hinweg wurden immer wieder Alternativen aufgezeigt, welche größtenteils missachtet wurden und werden, mit vollendeten Tatsachen eines Weiterbaus will man den rechtswidrigen Brückenbau abschließen und von selbsterzwungenen Planungsfehlern der letzten Jahrzehnte ablenken. Verbohrt könnte man das nennen. Aus Stuttgart hört man derzeit zahllose Meldungen, die der Situation, die in Dresden vorherrschte zum verwechseln ähnlich sind.
Da nur Vereine und Verbände den Weg der Klage gehen können, ist es die Pflicht der Grünen Liga, BUND und NABU gegen diese Rechtsverstöße und Umweltzerstörung zu klagen. Leider ist dies zur Zeit die einzige Möglichkeit Neuerungen einzubringen und der Regierung aufzuzeigen, dass auch sie sich an die Gesetze halten muss.

Bei der Solidemo am 01. Oktober 2010 am Albertplatz, verwies Eva Jähnigen darauf, dass auch wir „unser Stuttgart21 mit dem Tunnelwahnsinn in Leipzig haben“ und Welterbeaktivist Micha Grasemann stellte Parallelen zum Widerstand gegen die Waldschlösschenbrücke her.

Ab dem 11.10.2010 finden auch in Dresden immer Montags Schwabenstreiche gegen Stuttgart 21 statt. Treffpunkt ist 18.30 am Hauptbahnhof, 19.00 wird Lärm gemacht! Dazwischen ist Zeit für Reden, gerne auch für eine Gedenkminute für die Verletzten des Polizeieinsatzes.

GRÜNE LIGA Sachsen – Öffentlichkeitsarbeit


quo-vadis-dresden.de: Zug nach nirgendwo

Sächsische Zeitung: Hauptstadt des Widerstandes und „Ziviler Ungehorsam, das geht in Ordnung“

Videos und Bilder:

Stuttgart Wasserwerfer im Schlossgarten Bürgerkriegsähnliche Zustände

twitpic.com

Die Reden auf der Großdemo am 1.10. mit über 100.000 Teilnehmern – jede für sich tief bewegend und eindrücklich:

Volker Lösch, Hausregissuer des Staatstheaters Stuttgart:

http://www.youtube.com/user/Bonatz21#p/u/6/txESCqY8uH8

Gangolf Stocker, Gründer und Sprecher des Aktionsbündnisses:

http://www.youtube.com/user/Bonatz21#p/u/5/n9CEyE5qyKQ

Pastorin Gudrun Müller-Ensslin:

http://www.youtube.com/user/Bonatz21#p/u/4/RE40fDBB0bU

Jürgen Hugger von den Parkschützern:

http://www.youtube.com/user/Bonatz21#p/u/0/JYWlBRyDKdg

Videos vom Polizeieinsatz am 30.9.: entfesselte Polizeischläger gegen Kinder und friedliche Bürger:

http://www.youtube.com/watch?v=a2wNgq_30Ss

http://www.youtube.com/user/Bonatz21#p/u/15/DjUmgjdJNiA

http://stuttgart21.blog.de/2010/10/02/neue-videos-wahnsinns-9507279/

Wasserwerfereinsatz:

http://www.youtube.com/user/Bonatz21#p/u/10/9LebcskoCqo

http://www.youtube.com/user/Bonatz21#p/u/12/Pie4KT3iQ_U

http://www.youtube.com/user/Bonatz21#p/u/13/lBuRkBVdF8o

78 neue Wasserwerfer für deutsche Polizeien

Medienreaktionen:

Dienstaufsichtsbeschwerde

Pressemitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten

„Das habe ich seit ’68 nicht erlebt“

Extra 3 überreicht Mappus den Goldenen Schlagstock

heute-show: Schlacht im Schlossgarten

Film über die Hintergründe (Bitte Anhang lesen)

Stuttgart 21 – wird der geplante unterirdische Tiefbahnhof zum Milliardengrab?

Bezahltes Gezwitscher?wikipedia.org/wiki/Astroturfing

Ausgetrickst und Abgekanzelt –  Kommentar

Immer wieder Baustopps durch seltene Tiere

Die schwere Last des Schlichters

Kommunikations-Gau bei Mappus, Grube und Geissler

Politiker, hört auf uns!

Stuttgart-21-Unternehmer – „Ich werde als Mafioso bezeichnet“

Videos und Berichte zum Dresdner Brückenstreit:

Weltkulturerbe Demo Dresden 25.03.2007

15.01.2008 – Polizei Großeinsatz – Räumung an der Buche

Baumfällung – Waldschlößchenbrücke

17.04.2008 – Robin Wood besetzt Baukran

Prof. Dr. Klein spricht zum Welterbe Dresden

OB Kandidaten sprechen über das Dresdner Welterbe

Welterbe DRESDEN – erhalten!!!

schlecht geträumt – der wiesenschreck

Kultur.21 | Weltkulturerbe

Wikipedia- Dresdner Brückenstreit

Interview mit TU-Verkehrsexperten Gerd-Axel Ahrens

Streitthemen von Dresden (eine Berliner Seite)

www.elbtunnel-dresden.de/2008/03/08/grossdemo-die-zweite/

Stadtrat stimmt erneut für Bürgerentscheid

Dumm baut gut

Der Elbtunnel als Alternative zur Waldschlößchenbrücke

Warum wir Dresdner uns noch immer gegen die Waldschlösschenbrücke wehren

Olaf Schubert und die Elbbrücken

Wer die Geschehnisse der letzten Wochen auch nur teilweise mitverfolgt hat, wird unschwer erkennen, dass sich die Regierung immer dreister über Recht und Demokratie hinwegsetzt und damit letztendlich den mächtigsten Entscheidungsträger, das Volk, ignoriert. Die Befürworter von Stuttgart 21 argumentieren genauso missachtend, wie die Promotoren der Waldschlößchenbrücke. (Spiegel, Was für “Stuttgart 21″ spricht – und was dagegen) Das sind aber nicht die einzigen Probleme, denn unter Stuttgart befinden sich Anhydritschichten, welche sobald sie mit Wasser in Berührung kommen, aufquellen und den Boden anheben. Sehr eindrucksvoll ist dies gerade in Staufen zu beobachten: Staufen – die Geister, die ich rief …Wie eine Bohrung nach Erdwärme zur Katastrophe wirdStuttgart-21-Tunnel, Geologen warnen vor Quellgips
Würde man in der Berichterstattung den Begriff “Stuttgart 21“ durch “Waldschlößchenbrücke” ersetzen, wäre eine verblüffende Ähnlichkeit zu unseren sächsischen Verhältnissen erkennbar. Der gesamte politische Filz finanziert diese Brücke mit Steuergeldern um seine Interessen zu wahren, sich die Taschen zu füllen und ein Welterbe zu zerstören. Der Bürger kommt da sehr ungelegen. Es ist im Westen nicht anders als im Osten: Man glaubt die Menschen, ihre Meinungen und Gefühle ignorieren zu können.
In Stuttgart wie in Dresden werden Millionen für ein Projekt ausgegeben, dessen weitere Auswirkungen auf Natur und Kultur verschwiegen oder heruntergespielt wurden und immer noch werden. Man fragt sich, wer das international propagierte Ziel „Stopp des Artensterbens“ umsetzen soll, wenn der Artenschutz noch nicht einmal im reichen Deutschland ernst genommen wird. (Spiegel: Käfer piesackt Bahn ; Bei Abriss Aufstand: Bahn Missachtet Artenschutz)

In Hinsicht auf die Art und Weise, wie solche Projekte vorangetrieben werden, scheinen die Finanzen unbedeutend zu werden: Bei Stuttgart 21 sollen Milliarden Euro für ein völlig unsinniges Projekt investiert werden und Mehraufwendungen, sowie der garantierte Preisanstieg für Baumaterial, sind noch nicht eingerechnet.
Die Dresdner Waldschlößchenbrücke wurde in den 1990er-Jahren noch mit rund 80 Millionen Euro veranschlagt. Vor April 2004 waren noch 142 Mio. Euro geplant, danach musste der Betrag auf 150-157Mio Euro nach oben korrigiert werden und das Projekt erhielt den Titel „teuerste Stadtbrücke Deutschlands“. Mittlerweile sind die Kosten der WSB nochmal 42 Mio. Euro gestiegen. Und es wird sicher noch viel mehr, auch ohne Baustopp und Klagen! Es gehört zur Taktik bei solchen Vorhaben erst einmal alles niedrig zu berechnen, um den gewünschten Anbieter das billigste Angebot abgeben zu lassen und später „objektive“ Gründe für Mehraufwendungen zu finden.

Zur Waldschlösschenbrücke wurde zwar ein Bürgerentscheid durchgeführt, aber die Fragestellung lautete: „Sind Sie für den Bau der Waldschlößchenbrücke? – einschließlich des Verkehrszuges der abgebildeten Darstellung (Bürgerentscheid Waldschlößchenbrücke 27. Februar 2005).  Den Teilnehmern des Bürgerentscheids 2005 war am Abstimmungstag jedoch noch nicht bekannt:

  • › dass das Dresdner Elbtal wegen dieser Brücke den Titel „Weltkulturerbe“ verlieren könnte
  • › dass die zugesagten Fördermittel auch anderen Brückenprojekten zugute kommen könnten und
  • › dass die Waldschlößchenbrücke auch durch eine erhebliche Erhöhung der „Grundsteuer B“ mitfinanziert werden müsste.

Genau wie hier in Dresden, ist Stuttgart gerade dabei Tatsachen zu schaffen, welche nicht mehr umkehrbar sind und den Widerstand der Bevölkerung brechen soll. In Dresden ist dies größtenteils gelungen. Menschen, die seit Beginn des Brückenstreits demonstrieren waren, sind nun demotiviert und wollen nur noch, dass die Brücke schnell fertig ist, damit die Baustellen endlich verschwinden. Dann muss man sich nur noch mit dem Stau, Autolärm und Abgasen abfinden oder umziehen.
Das ständige “Fakten schaffen” muß ein Ende haben!

Im Rheintal wurde durch Verhandlungen auch ein akzeptabler Kompromiss gefunden. In Dresden haben sich die Regierenden nur durch Beschimpfungen gegen die UNESCO und mangelnder Kompromissbereitschaft hervorgetan.
Desweiteren wurde am 19. November 2007, trotz Bundesweiter Proteste und mehreren Klagen der Umweltverbände, mit den Bauarbeiten zur “Ripke-Brücke” begonnen. Während dessen wurden sogenannte Alternativ-Entwürfe gefertigt, doch wurde es der Stadt von der sächsischen Regierung her untersagt diese bei der UNESCO einzureichen. Der Entwurf zur „Burger-Brücke“ wurde von der UNESCO wegen zu geringen Abweichungen von der „Ripke-Brücke” zurückgewiesen und der Tunnel als die beste Lösung für das Dresdner Elbtal empfohlen.
Im Februar 2008 hätte ein neuer Bürgerentscheid, der die neuen Situationen beinhaltet, durchgeführt werden können. Dazu gaben 50.000 wahlberechtigte Dresdner Ihre Unterschrift. Der Stadtrat hatte diesen neuen Bürgerentscheid für einen Elbtunnel am 30. April 2008 beschlossen. Der Oberbürgermeister Dr. Vogel und das Regierungspräsidium jedoch, haben daraufhin den Bürgerentscheid untersagt!
Die Bauarbeiten wurden unvermindert fortgesetzt und am 25. Juni 2009 handelte die UNESCO und entzog Dresden den erst 5 Jahre zuvor anerkannten Welterbetitel. Beachtlich daran ist, dass die Aussetzung des Planfestellungsverfahrens für die Elbquerung bereits im Jahr 2000 erfolgte. Der Freistaat Sachsen beantragte im Jahr 2003 bei der UNESCO die Aufnahme des Dresdner Elbtals in die Liste der Welterbestätten. In den umfangreichen Antragsunterlagen, die die Stadt Dresden erarbeitet hatte, wurde der beabsichtigte Bau einer weiteren Brücke im Antragsgebiet erwähnt.
Die verkehrliche Notwendigkeit wurde zudem infrage gestellt und 2005 bestätigte ein Gutachten dazu, dass die Entlastungswirkungen, die die Waldschlößchenbrücke erbringen sollte, bereits ohne ihren Bau eingetreten waren, da der Verkehr so stark zurück gegangen war.

In Stuttgart spielt sich gerade dasselbe Theater ab, nur in sehr viel größerem Ausmaß! Der wirtschaftliche- und der Verkehrsnutzen wird nicht nur hinterfragt – es ist abzusehen, dass dieses Projekt ein Fass ohne Boden ist, ein Vorhaben an dem sich einige wenige bereichern können, während der Rest des Volkes und der Infrastruktur „vor die Hunde geht“. All das sind Bauwerke ohne Verbindung zur Natur und vor allem ohne Verbindung zur Natur der Menschen, die dieses Schandwerk aushalten und mit ihren Steuergeldern tragen müssen. Kurz gesagt: Waldschlößchenbrücken – Monster und S21 sind aus den Köpfen der CDU- und FDP-Politiker entsprungen, die dafür von der Bau-und Bahnlobby reichlich bezahlt wurden – da kann man keine Demokratie mehr finden, sondern nur Diktatur und Eigennutz.

Auch sind beides Projekte, die keineswegs neu waren – im Gegenteil. Das Projekt 21 wurde auch in anderen Deutschen Großstädten vorgeschlagen, beispielsweise in München (vor 15 Jahren!). Nur die Münchner Stadtregierung war von vornherein skeptisch (oder weniger korrupt) gegenüber solch einem überdimensionalen Vorhaben.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2523490_0_9223_-muenchen-21-schon-frueh-begraben-worden.html

Und auch die Waldschlößchenbrücke war in der Dresdner Geschichte immer wieder im Gespräch, wurde aber jedes mal wieder verworfen. Die Elbwiesen wurden 1908 von der Stadt aufgekauft, um sie so vor der Bebauung zu schützen!
1908: Die Stadt kauft die Waldschlößchenwiesen, um diese von Bebauung frei zu halten und der Erholung zu widmen

Die Regierung hat den Verlust eines Weltkulturerbes der Menschheit und die tiefe Spaltung einer Stadt zu verantworten und sie zeigt immer noch kein Einsehen ihrer peinlichen und folgenschweren Verfehlung. Dass die Kosten für den Bau vor allem durch Nachforderungen der Baufirmen, gestiegene Rohstoffpreise und Planungsfehlern der Stadt steigen, wird heruntergespielt und wie eine belanglose Sache behandelt. Für einen Großteil der Baustopps ist die Stadt selbst verantwortlich. Sie hätte von vorn herein offenlegen müssen, wie viele Flächen für das Bauvorhaben benötigt werden und sie hätte diese Flächen beantragen müssen, dann wäre es wahrscheinlich auch zu keinem Baustopp gekommen. Hinzu kommt, dass immer noch die gerichtlichen Verfahren der Vergangenheit laufen und die Stadt somit auf “Risiko” baut.

Mit der Klage und Baustopp will die Grüne Liga aufzeigen, dass diese Brücke an hausgemachten und vorallem vermeidbaren Planungsfehlern scheitern würde und nicht an den „verrückten Umweltschützern“. Die Planer dieses Brücken-Projektes haben, genau wie in Stuttgart, über viele Jahre die ihnen aufgezeigten Alternativen wie einen Elbtunnel oder ein Mehrbrückenprojekt an anderer Stelle, die mit den Interessen einer lebenswerten Umwelt verträglich wären, ignoriert. Über Jahre hinweg wurden immer wieder Alternativen aufgezeigt, welche größtenteils missachtet wurden und werden, mit vollendeten Tatsachen eines Weiterbaus will man den rechtswidrigen Brückenbau abschließen und von selbsterzwungenen Planungsfehlern der letzten Jahrzehnte ablenken. Verbohrt könnte man das nennen. Aus Stuttgart hört man derzeit zahllose Meldungen, die der Situation, die in Dresden vorherrschte zum verwechseln ähnlich sind.
Da nur Vereine und Verbände den Weg der Klage gehen können, ist es die Pflicht der Grünen Liga, BUND und NABU gegen diese Rechtsverstöße und Umweltzerstörung zu klagen. Leider ist dies zur Zeit die einzige Möglichkeit Neuerungen einzubringen und der Regierung aufzuzeigen, dass auch sie sich an die Gesetze halten muss.

Bei der Solidemo am 01. Oktober 2010 am Albertplatz, verwies Eva Jähnigen darauf, dass auch wir „unser Stuttgart21 mit dem Tunnelwahnsinn in Leipzig haben“ und Welterbeaktivist Micha Grasemann stellte Parallelen zum Widerstand gegen die Waldschlösschenbrücke her.