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29. Januar 2014 - Wackelkontakt auf weiteren Dresdner Brücken

Mit unebenem Gussasphalt hat die Stadt bereits Erfahrung. Am Flügelweg und auf der Meißner Landstraße ging es auf und ab. Nun hofft Dresden, dass sich das Wellenproblem auf der Waldschlößchenbrücke auch wie von allein erledigt.

Von Peter Hilbert

Zur Berg- und Talfahrt wird eine Tour über die Waldschlößchenbrücke. Zumindest an einigen Stellen. Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz hofft darauf, dass der Asphalt im Sommer vom Verkehrsstrom glattgewalzt wird – und verweist auf entsprechende Erfahrungen in zwei Fällen. Bis zu vier Millimetern darf der sehr dichte Asphalt Wellen schlagen. An einigen Stellen der Waldschlößchenbrücke sind sie deutlich höher.

„An der Flügelwegbrücke hatten wir dieselbe Situation“, nennt der Straßenbauamtschef den ersten Fall. 1930 wurde die Kaditzer Brücke übergeben. Doch 70 Jahre später war sie marode. Also ließ die Stadt zwischen 2001 und 2004 ähnlich wie am Waldschlößchen eine Stahlverbundbrücke bauen. Um die gut zu schützen, entschloss sich die Stadt, als Deckschicht Gussasphalt aufzubringen. Schließlich hat das hochwertige Baumaterial enorme Vorteile. Es ist wasserundurchlässig und bis zu 25 Jahre haltbar. Aber nachdem der Asphalt auf der Flügelwegbrücke aufgebracht war, kam die Überraschung.

„Es hat damals ganz schön gerumpelt“, berichtet einer der damaligen Bauleute der SZ. Vor allem auf den Anstiegen hinterm linkselbischen Tunnel, aber auch auf der Kaditzer Seite an der Washingtonstraße seien die zulässigen Toleranzen überschritten worden, erläutert Koettnitz. „Aber nach dem folgenden Sommer hatte sich das erledigt“, verweist er auf die ersten Erfahrungen mit Gussasphalt-Wellen. Gleichmäßig herausgefahren worden seien die Wellen zwar auf der ganzen Breite nicht. „An der Flügelwegbrücke merkt man heute aber nichts mehr“, versichert Koettnitz.

Den zweiten Wellenfall gab es auf der Eisenbahnüberführung im Zuge der Meißner Landstraße, direkt an der A4-Zufahrt. Auf der Brücke war vor einigen Jahren die Dichtung erneuert worden. Darüber brachten die Straßenbauer zwei dünne Schichten Gussasphalt auf. Der schlug ebenfalls Wellen. „Dort war es auch so, dass die vom Verkehr glattgewalzt wurden“, resümiert Koettnitz. Damit der Asphalt nicht durchs Bremsen der Autos Wellen schlägt, sei die dortige Ampelanlage ein Stück vor der Brücke aufgestellt. „Sonst schiebt sich der Asphalt zusammen, vor allem, wenn es warm ist“, sagt er.

Harmlos sind die Dresdner Wellenbrücken allerdings im Vergleich zu einem Pirnaer Fall. Dort wurde die historische Sandsteinbogenbrücke 2013 saniert. Neun Übergangskonstruktionen sind quer zur Fahrbahn so eingebaut, dass Autos laut krachend darüber fahren. Stadt und Baufirma streiten sich jetzt über die Holperbrücke.

Sächsische Zeitung, 25. Januar 2014

 


 

WSB: Brückenwellen werden bleiben

Dresden. Für heiße Debatten sorgt die wellige Fahrbahn auf der Waldschlößchenbrücke. Die wird den Dresdnern wahrscheinlich dauerhaft erhalten bleiben. Das prognostiziert der Gussasphalt-Experte Peter Rode. Der Sachverständige leitet die europaweit agierende Bonner Beratungsstelle für Gussasphaltanwendung.

Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz hofft zwar, dass der Verkehr die Wellen glattwalzt. „Hier ist wahrscheinlich der Wunsch der Vater des Gedankens“, widerspricht der Experte. „Die Wellen werden bei den Verkehrsbelastungen auf der Waldschlößchenbrücke nicht herausgewalzt.“ Die sehr dichte Masse ohne Hohlräume wird mit einer Temperatur von 220 Grad eingebaut. Gussasphalt müsste sich erheblich erwärmen, damit er verformbar wird. Das hält Rode für unrealistisch. (SZ)

Sächsische Zeitung, 27. Januar 2014