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24. November 2012 - Fünftes Jubiläum beim Brückenbau

Von Peter Hilbert

Die neue Elbquerung am Waldschlößchen sollte längst fertig sein. Doch vieles ging schief.

Von einem Jahrhundertprojekt sprach Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) am 29. November 2000 beim symbolischen ersten Spatenstich für die Waldschlößchenbrücke. So lange wird der Bau der umstrittenen Elbquerung zwar nicht dauern. Ein erstes Jubiläum gibt es aber heute. Erst sieben Jahre nach dem Spatenstich rollten am 19.November 2007 die Bagger am Elbufer an. Nun wird schon fünf Jahre gebaut.

Verspäteter Auftakt: „Hufi“ wird zum Hauptakteur im Streit

Am Anfang steht bei den Verantwortlichen das Prinzip Hoffnung. Doch nach dem symbolischen Bauauftakt geschieht fast nichts. Laut Vertrag mit den Baufirmen sollen die Arbeiten dann am 22. Mai 2006 beginnen und knapp zweieinhalb Jahre dauern. Der Stadtrat beschließt aber einen Baustopp.

Viele Querelen folgen. 2007 wird die vom Aussterben bedrohte Fledermausart Kleine Hufeisennase zum Hauptakteur im Brückenstreit. Am 14.November 2007 hebt das Oberverwaltungsgericht Bautzen den Baustopp aber auf. Die Arbeiten beginnen. Die Richter begründen das damit, dass keine Gefahren für Fledermäuse von der Brücke ausgehen. Allerdings gibt es erhebliche Auflagen für deren Schutz. So müssen eine nächtliche Tempo-30-Zone für die Sommerhalbjahre eingerichtet und Blitzer aufgestellt werden.

Explodierende Kosten: Teurer Stahl wird aus Belgien beschafft

Die Bauverzögerungen fordern ihren finanziellen Tribut. Auf 156,7Millionen Euro waren die Kosten fürs gesamte Vorhaben mit Tunneln und Straßenanschlüssen beziffert worden. Wegen des späteren Baubeginns, Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten muss der Stahl aus dem nordbelgischen Eeklo beschafft werden. Dort stellt die Firma Buyck die Stahlteile her. Darauf einigen sich die Stadt und die Arbeitsgemeinschaft der Baufirmen (Arge) im August 2008. Das schlägt mit zusätzlichen 14,9 Millionen Euro zu Buche.

Doch damit nicht genug. Größerer Aufwand und weiterer Bauverzug führen dazu, dass die Kosten um insgesamt 25 Millionen auf über 181 Millionen Euro steigen sollen. Das Ende der Fahnenstange wird damit offenbar nicht erreicht sein. Denn die Firmen haben noch offene Forderungen von rund zwölf Millionen Euro. Erst in der vergangenen Woche ist die Stadt beim Oberlandesgericht damit gescheitert, zumindest einen Teil dieser Zusatzforderungen in Höhe von zwei Millionen Euro abzuwehren.

Geplatzte Termine: Übergabe schon viermal verschoben

Ab 1. Juni 2011 sollten Autos über die Waldschlößchenbrücke rollen. Doch daraus wird nichts. Nachdem am 25. Juni 2009 wegen des Brückenbaus bereits der Welterbetitel gestrichen wurde, kam Ende des Jahres die nächste Hiobsbotschaft: Der Zeitplan ist geplatzt.

Das 148 Meter lange Mittelteil mit den Bögen sollte schon Anfang 2010 über die Elbe schwimmen. Dies ist nicht möglich. Die Stahltransporte aus Belgien haben sich verzögert. Außerdem hat die Stadt keine Genehmigung, den geschützten Flussgrund abzubaggern. Dies ist aber nötig, damit das 1800Tonnen schwere Mittelteil auf Pontons über die Elbe schwimmen kann.

Erst im September 2010 erteilt die Landesdirektion die Zustimmung dafür. Am 19. Dezember 2010 schwimmt das Bogenteil letztlich in die Brückenmitte. Ende 2011 sollte das Bauwerk fertig sein, kündigte die Stadt zu diesem Zeitpunkt an. Doch seitdem musste der Übergabetermin schon weitere dreimal verschoben werden.

Nahendes Ende: Fußwege sollen im Dezember fertig sein

Die Fuß- und Radwege beiderseits der künftigen Fahrbahn haben jetzt die Länge von über 500 Metern erreicht. Anfang Dezember sollen die 635 Meter langen Stahlbetonstreifen fertiggestellt sein. Die Bau-Arge plant, noch dieses Jahr die Straße zu asphaltieren.

Das anschließende Tunnelsystem auf der Neustädter Seite ist fertig. Die Technik ist montiert und weitgehend geprüft. Die letzten Überprüfungen können aber erst ausgeführt werden, wenn alle Steuer- und Verbindungskabel zur Verkehrsleittechnik auf der Waldschlößchenbrücke eingezogen sind. Das Ziel der Arge ist es, alle Arbeiten bis März 2013 zu beenden.

Sächsische Zeitung, 19. November 2012