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1. Februar 2013 - Buslinie über die Brücke wird teurer

Weil zwei Straßen nicht rechtzeitig saniert werden, kostet die Verlängerung der Linie 64 über die neue Waldschlößchenbrücke mehr als geplant.

Von Tobias Winzer

Die umstrittene Waldschlößchenbrücke soll zwar im Frühsommer endlich fertig werden, doch die geplanten Busverbindungen über die neue Elbquerung sorgen für neuen Ärger. Eigentlich sollte die Buslinie 64, die derzeit am Waldschlößchen endet, über die neue Brücke und weiter durch die Augsburger Straße und die Tittmannstraße fahren. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) wollten so den dicht bewohnten Stadtteil Striesen-West besser erschließen und damit auch mehr Geld durch die zusätzlichen Fahrgäste einnehmen. Doch wie die Stadtverwaltung nun mitteilt, wird daraus nichts.

Der Grund: Die Augsburger Straße und die Tittmannstraße werden auf absehbare Zeit nicht saniert. Im aktuellen Haushalt für die kommenden beiden Jahre ist dafür kein Geld bereitgestellt. Frühestens 2018 könnten sie auf Vordermann gebracht werden. Über die jetzt bestehende holprige Piste will die Stadt keine Busse fahren lassen – auch weil behindertengerechte Haltestellen fehlen.

Besonders ärgerlich: Die Augsburger Straße sollte eigentlich schon 2009 ausgebaut werden. Überrascht wurde das Straßenbauamt damals aber von einem Hauptstromkabel 70 Zentimeter unter der Fahrbahn. Mittlerweile stünde der Sanierung nichts mehr im Weg, weil die Drewag die Leitung verlegt hat. Das Geld für die Bauarbeiten wurde unterdessen aber auf andere Projekte in der Stadt verteilt. Wegen der anstehenden Großinvestitionen in neue Kitas und Schulen ist das Straßenbauamt knapp bei Kasse.

Für die DVB wird die Verlängerung der Buslinie nun teurer als geplant. Wie aus einer Vorlage für den Stadtrat hervorgeht, rechnen sie mit Kosten von zusätzlich 640.000 Euro pro Jahr. Laut DVB-Verkehrsmanager Jan Bleis wären diese Mehrkosten geringer ausgefallen, wenn die Buslinie wie ursprünglich geplant durch das Wohngebiet Striesen-West hätte fahren dürfen. „Die Einnahmen durch die zusätzlichen Fahrgäste hätten wir schon gern mitgenommen“, sagte er.

Die Mehrkosten sollen laut Bleis aber betriebsintern bei den Verkehrsbetrieben ausgeglichen werden. Höhere Zuschüsse aus dem städtischen Betrieb Technische Werke Dresden (TWD), an den neben den DVB auch die Stadtwerke Drewag und der Energieversorger Enso angegliedert sind, seien erst einmal nicht nötig.

„Die nötigen Umplanungen sind vor allem ärgerlich für die Anwohner“, sagt Bleis. Die nächstgelegenen Bus- und Straßenbahnlinien fahren über die Fetscherstraße, die Borsbergstraße oder die Blasewitzer Straße. Wer in der Mitte des Quartiers wohnt, hat einen Weg von etwa 500 Metern zur Haltestelle.

Nach dem neuen Konzept fährt die Buslinie 64, die bislang am Waldschlößchen endet, im Zehn-Minuten-Takt über die Waldschlößchenbrücke und dann weiter zum Universitätsklinikum bis zur Straßenbahnhaltestelle Augsburger Straße. Statt ins Wohngebiet abzubiegen, fährt dann jeder zweite Bus weiter auf der derzeitigen Strecke der Linie 74 über die Fetscherstraße, den Fetscherplatz und die Borsbergstraße weiter nach Reick.

Die Buslinie 74 ist künftig nur noch auf der rechten Elbseite zwischen den Haltestellen Waldschlößchen und Mathias-Oeder-Straße unterwegs. Durch einen neu gebauten Fußweg an der Endhaltestelle sind das Wohngebiet Am Jägerpark und die dortige Grundschule besser erreichbar. Zusätzlich zur Linie 64 rollt auch die Linie 305 aus Radeberg künftig über die Waldschlößchenbrücke. Endhaltestelle ist das Universitätsklinikum.

An dieser Streckenführung wird sich erst etwas ändern, wenn die Augsburger Straße und die Tittmannstraße ausgebaut sind. Das könnte nun doch schneller gehen als gedacht. CDU, Grüne und SPD haben in ihrem Haushaltsbeschluss für 2013/14 sechs Millionen Euro zusätzlich für Straßen vorgesehen. Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) will das Geld teilweise in Striesen ausgeben. „Wir arbeiten daran, das Vorhaben noch stemmen zu können“, sagte er.

Sächsische Zeitung, 30. Januar 2013


Kommentar: Stückwerk an der Waldschlößchenbrücke

Tobias Winzer über die neuen Buslinien im Dresdner Osten

Dass der Bau der Waldschlößchenbrücke viel länger dauert und viel teurer wird als geplant, ist schlimm. Dass es die Stadt und der Stadtrat aber versäumt haben, an die Folgen einer solchen Mega-Investition zu denken und die Kosten offenzulegen, ist einfach nur peinlich.

Verkehrsexperten sagen schon lange voraus, dass nach der Eröffnung der Brücke weit mehr Autos und Lkw über die Fetscherstraße fahren werden. Doch abgesehen von einem kleinen Teilstück wurde die Trasse bislang nicht grundlegend saniert. Das Auftragen einer dünnen Asphaltdecke zwischen Großem Garten und Comeniusplatz im vergangenen Jahr ist nichts mehr als eine Notlösung. Im Extremfall hält diese Schicht nur zwei Jahre, wie die Stadt selbst zugibt. Dann sind die alten Schlaglöcher wieder da. Doch für eine Generalsanierung der Fetscherstraße ist frühestens 2018 Geld da. Ohne funktionierende Anschlüsse auf beiden Elbseiten ist die Waldschlößchenbrücke aber nur Stückwerk.

Ähnlich kurzsichtig agiert die Stadt nun bei den neuen Busverbindungen über die Brücke. Weil kein Geld für Straßensanierungen da ist, kann die 64 jetzt nicht durch das Wohngebiet in Striesen-West fahren. Eine gute Chance, um noch mehr Dresdner zum Umsteigen vom Auto auf die umweltfreundlicheren Busse und Straßenbahnen zu bewegen, wurde damit vertan. Bis 2018 sollte die Stadt auf keinen Fall mit der Sanierung warten. Baubürgermeister Jörn Marx sieht das zum Glück genauso.

Kurz vor ihrer Fertigstellung zeigt sich: Für eine funktionierende Waldschlößchenbrücke wäre weit mehr Geld als die bislang veranschlagten 181 Millionen Euro nötig gewesen. Das wollte nur offenbar niemand wahrhaben.

Sächsische Zeitung, 30. Januar 2013